In den großformatigen Öl-Gemälden von Florian Pelka erscheint geradezu übernatürlich leuchtend, wie durch ein Prisma gebrochen, das ganze Spektrum der Farben, als ob es gelte, das Licht selbst zu malen. Nur geht es dem Künstler heute weniger um die Darstellung von überirdischen Lichterscheinungen – wie etwa bei der Christus-Gloriole von Grünewalds “Auferstehung” im Isenheimer Altar –, sondern um die Reflektion der Sehgewohnheiten einer Generation, die von Graffitis und dem allgegenwärtigen Leuchten der Bildschirme umgeben ist.

Inhaltlich sind diese Bilder Assoziationsräume, in denen sich blitzartig kleine Sinn-Inseln in einem bewegten Meer abstrakter Farbigkeit bilden, aneinanderreihen und wieder auflösen. Als Betrachter kann man dankbar sein, dass bei aller Dynamik die Komposition dieser mitunter albtraumhaft wirkenden Bilderzählungen immer noch Halt bietet durch ein klares Oben und Unten und mit Anhaltspunkten für eine schlüssig konstruierte Perspektive. Doch auch die architektonischen Elemente sind oftmals fragmentiert, sie versprechen Halt und verweigern ihn zugleich.Mit einer Vielfalt malerischer Techniken entwickelt Florian Pelka seine Bilder aus der Farbe heraus. Er rakelt, trägt pastos auf oder lässt die Farbe aquarellartig verlaufen, bestäubt sie mit Pigment, klatscht ab und malt mit klassischen Pinselstrichen. Aus den Farbverläufen und Brüchen lässt er das Gegenständliche heraustreten, lässt die Motive die Angebote der Farbe aufgreifen und deren Sprache fortschreiben. Große geschwungene Bogenlinien, kleinere schwebende Kreisformen und in rechten Winkeln konstruierte oder als Strahlenbündel auseinanderstrebende Geraden bilden als abstrakte Formen eine kompositorische Klammer.

Bei der Wahl seiner Gegenstände greift Pelka auf ein reiches Inventar mythologischer und kultureller Zitate aus dem Speicher der visuellen Chiffren der Gegenwart zurück. Als Repräsentanten von Vouyeurismus und Exhibitionismus stellen im Bild „Gogo“ Vogelmasken tragende Männer und schemenhafte Modelfrauen unsere Definition des Humanen in Frage; Tiermotive wie der wissend melancholisch dreinschauende Affe, das kraftvoll selbstbestimmt sich der Verknechtung widersetzende Pferd (in “Aurora”) oder der vom Strahlenbündel erfasste und ängstlich hingekauerte „Hasenmann“ (auf der Einladungskarte) zeigen sich als Aspekte menschlicher Seelenlagen im Informationszeitalter. Eine weitere Dimension tritt durch Schriftzüge und Piktogramme hinzu, die zwischen den Ebenen reiner Zeichenhaftigkeit und der Ebene der Wortbedeutung hin- und her pendeln.

Florian Pelkas augenscheinliche Vorliebe für surreale und groteske Mensch-Tier-Mischformen setzt sich in seinen Skulpturen fort. Inspiriert von den Wasserspeiern an den Außenmauern gotischer Kathedralen verweisen derbe, teerschwarz lackierte Doppelköpfe aus Polystyrol und Bauschaum nicht ohne Humor auf die Vielgesichtigkeit menschlicher Abgründe. Wie sie scheint auch der Can-Can tanzende blaue Vogelmann mit seiner Regenwurm-Federboa der mittelalterlichen Karnevalskultur entsprungen. Sie ermöglicht für Momente die Flucht aus der täglichen Normalwirklichkeit. Vor uns liegt in Pelkas hyperfarbigen Arbeiten eine aus den Fugen geratene Welt, die in ihrer Heterogenität unsere Wahrnehmungsfähigkeit übersteigt. So eine Wirklichkeit lässt sich nur noch in phantastischen, unverbundenen Narrationen, in Einzelszenen und sich überlagernden Realitätsschichten erzählen – in grelles surreal leuchtendes Licht getaucht.