Zwischen Science-Fiction und Traum
Malerei von Florian Pelka in der Kunsthalle Schloss Seefeld

Seefeld. Seit Kurzem zeigt die Kunsthalle Schloss Seefeld unter dem Ausstellungstitel ?Der Faun des Königs? Bilder von Florian Pelka. In grandioser Manier, alle Facetten der Ölmalerei beherrschend, schöpft der Baselitz-Schüler gnadenlos aus den Errungenschaften unserer Kultur. Auf seinen Leinwänden verbinden sich abstrakte Farbuniversen mit gemalten Versatzstücken aus der Architektur- und Pflanzenwelt, aus Mythologien und Märchen sowie aus Comic und Werbung. Eine zentrale Rolle spielen auch Lebewesen, vor allem Tiere wie der Gorilla, der in der kleinen Ausstellung gleich zweimal zu sehen ist, und dessen Bildnis auch die Kontaktseite auf der Website des Künstlers ziert. Der Mensch als Affe? Der Künstler nimmt es humorvoll und gibt dem Bild den Titel ?Selbst?.
Florian Pelka, 1971 geboren, studierte zunächst Philosophie und Literaturwissenschaft an der Berliner Freien Universität. Von 1994 bis zum Jahr 2000 studierte er an der Universität der Künste in Berlin Malerei in der Klasse von Georg Baselitz, dessen Meisterschüler er 2001 wurde. Er lebt und arbeitet heute in Berlin. Die aktuelle Ausstellung in der Kunsthalle Schloss Seefeld entstand in Zusammenarbeit mit der Ulmer Galerie Tobias Schrade.

Mehr noch als 2008, als die Kunsthalle Ammersee, Vorgänger der jetzigen Galerie in Seefeld, Bilder von Pelka zeigte, konfrontiert uns der Maler mit kritischen Fragen. Wohin führt der vermeintliche kulturelle und technische Fortschritt? Was bescheren uns die neuen Computer- und Kommunikationswelten? Welche Wirkung haben Bilder in unserer Welt, die immer lauter und greller in Erscheinung tritt? Wo finden wir unsere vermeintlichen Idyllen?
Grellbunte Zitate aus Ersatzwelten
Pelka zitiert in oft greller Buntheit aus diesen Ersatzwelten. Wie in Träumen fügen sich Szenen und Gegenstände zu komplexen Bildwelten zusammen, in denen der Betrachter spazieren gehen kann. Mitunter lassen sich die Erzählungen dieser gemalten Collagen auflösen, wie in dem großen Bild ?Daisy räumt auf?. Im Zentrum ist die Statue der Athene platziert, der griechischen Göttin der Künste und der Weisheit. Doch sie wird mitsamt den antiken Ruinen nicht mehr gebraucht. Längst hat unsere Kultur neue Götter geschaffen, die unseren Alltag bestimmen. Ein Bulldozer räumt also das alte Zeug weg. Wer das zerstörerische Gefährt steuert, verrät nicht nur der Bildtitel. Unschwer sind die großen Comic-Augen, der breite Schnabel und die Schleife von Daisy zu erkennen. Spannender bleiben allerdings die Bilder, deren Inhalte sich nicht sofort erschließen, oder diejenigen, die auf Dauer rätselhaft bleiben und damit den Assoziationswelten des Betrachters offen stehen.
Dazu gehören die Gemälde ?Vollmond? oder ?Disco?. In ihrer inhaltlichen Rätselhaftigkeit erinnern manche der ausgestellten Bilder an Neo Rauch. Doch malerisch schafft Pelka eine größere Vielfalt. Und vor allem gelingt ihm der Spagat, ganz selbstverständlich die unterschiedlichsten Techniken der Ölmalerei zu verbinden. Da sitzt, abgesehen von dem geschundenen Violett-Blau, ganz naturalistisch ein Gorilla im Vordergrund und blickt aus dem Bild heraus auf den Betrachter. Scherenschnittartige Fragmente einer klassizistischen Gartenarchitektur bilden eine Ruhezone.
Himmelszelt und geflügeltes Sternenkind
Kontrastreich drängt von links, in kraftvollem, expressivem Farbrausch, eine Spirale und schraubt sich in die Tiefe des Bildes. Dort sind über ungegenständlichen Farbverläufen die Umrisse von Landkarten skizziert. Europa und Afrika sind zu erkennen, der Osten wird von den Schlieren bunt gespachtelter Farbsegmente überfangen. Darüber öffnet sich ein märchenhaftes Himmelszelt mit Mond und geflügeltem Sternenkind. Rechts wird die Szenerie von plakativ grell-grünen Palmblättern abgeschlossen. Es ist ein Bild, dessen Fragmente sich unter malerischen Aspekten spannungsreich zusammenfügen. Inhaltlich wird es offen bleiben, und das ist auch gut so, denn die fantastische Inszenierung, die sich zwischen Science-Fiction, Fantasy und Traum bewegt, bereichert unsere Wahrnehmung, unser Sehen und Denken.